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Meldung vom August 2015
Datum: 10. 8. 2015
Bericht zur Senioren-Weltmeisterschaft in Lyon
Am Montag, 10. August war es endlich so weit. Ich fuhr mit dem TGV von Mannheim nach Lyon zu meiner ersten Senioren-Weltmeisterschaft. Nach einer langen Vorbereitungszeit, in der ich jedoch aufgrund von Verletzungsproblemen fast kein Techniktraining absolvieren konnte und deshalb auch auf die deutschen Seniorenmeisterschaften verzichtet hatte, ging es nun endlich los.
Dienstag gesellte sich auch mein Trainer, Jürgen Sturm, zu mir um mir am Mittwoch bei meinem Wettkampf beizustehen. In der Nacht vor dem Wettkampf war ich unglaublich nervös und konnte kaum schlafen. Eigentlich eher untypisch für mich. Ahnte ich etwa, was mir bevorstehen würde?
Ich wusste es würde sehr schwer werden zu gewinnen, denn ich konnte ja ,wie gesagt nur sehr eingeschränkt trainieren, auch wenn ich mich körperlich sehr fit fühlte. Eine meiner größten Gegnerinnen würde Audrey Hustache, die Französin sein, welche ich bei den Europameisterschaften zweimal knapp geschlagen hatte. Ihren Heimvorteil würde sie sicher nutzen wollen, das war mir klar. Die andere ernst zu nehmende Gegnerin war eine Österreicherin , welche bei internationalen Meisterschaften bisher noch nicht in Erscheinung getreten war, aber in diesem Jahr bereits 1,68m überquert hatte.
Am Mittwoch um 10.30 Uhr war es dann soweit, der Wettkampf begann. Es waren an diesem Tag sehr heiße 35 Grad vorher gesagt. Nach einer Busfahrt vom Hotel zum Stadion (die unterschiedlichen Stadien, in denen Wettkämpfe stattfanden lagen sehr weit auseinander) ging es dann zeitig los mit Warmmachen, denn man musste schon 60 min. vorher im Callroom sein. Dann wurden wir relativ schnell zur Hochsprunganlage geführt, wo ich meine restliche Erwärmung bewältigte und begann mich einzuspringen. Nun ging es los. Die ersten Athletinnen fingen bereits bei niedrigen Höhen an, das hieß also erst mal noch warten bis wir bei meiner Einstiegshöhe von 1,52 dran angekommen waren. Ich sprang alle meine Höhen (1,52m - 1,56m - 1,59m - 1,62m) im ersten Versuch, merkte jedoch, wie sich mit jedem Sprung meine Verletzung im Gesäß/Bein stärker bemerkbar machte. Also dachte ich mir: Zähne zusammen beißen!
Nach 1,56m waren wir, wie ich erwartet hatte, nur noch zu dritt im Wettbewerb. Auch Audrey absolvierte alle ihre Höhen bis 1,62m im ersten Versuch, die Österreicherin Chantal Felder hatte bei 1,62m einen Fehlversuch. Sprang dann jedoch im ersten Versuch über 1,65m.
Sowohl Audrey als auch ich rissen 1,65m zweimal. Die Französin war jeweils vor mir dran und riss auch den dritten Versuch. Mir blieb noch ein Versuch über 1,65m, die Schmerzen waren bereits sehr stark, doch ich wollte mich noch einmal zusammenreißen und alles in den letzten Versuch legen. Mit Unterstützung des klatschenden Publikums lief ich an und wollte abspringen, doch ich merkte, dass da irgendetwas in meinem Sprungbein passierte und statt abzuspringen, gab mein Bein einfach nach, ich knickte um und landete äußerst unsanft auf der Matte. Das war es dann mit dem Projekt "Weltmeisterin". Ich wurde zunächst erst mal von Sanitätern versorgt und war mir sicher, es wäre irgendetwas im Muskel gerissen. Ich konnte weder das Bein anheben, noch richtig laufen.
Dennoch fuhr ich später mit dem Bus ins weit entfernte Hauptstadion, wo die Siegerehrung stattfand. Siegerin war, wie gesagt die Österreicherin. Die Französin und ich waren gemeinsam zweite. Nach der Siegerehrung begab ich mich in die kompetenten Hände des deutschen Physiotherapeuten, welcher mir nach zwei Minuten schmerzhafter Behandlung zu deutlicher Besserung verhelfen konnte. Offensichtlich war mein Iliosakral-Gelenk blockiert, was zu diesem "Ausfall " meines Beines geführt hatte. Ich konnte sofort wieder das Bein heben und einigermaßen laufen, wenn auch nur mit kleinen Schritten. Das nutzte ich dann in den zwei verbleibenden Tagen, um mir die schöne Stadt Lyon anzuschauen...wohlgemerkt in kleinen Schritten ;-)
Autor/in: Anja Wich-Heiter
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